Bioland-Hof Berchtold

Maria Steinbach: ein beliebter Wallfahrtsort im Allgäu mit einer mächtigen barocken Kirche. Eine Idylle im Unterallgäu, die zur Gemeinde Legau gehört. Öko-Bauer Franz Berchtold stellt aber gleich klar: "Wir sind nach Altusried orientiert, wir fühlen uns als Oberallgäuer, mein Dialekt ist der beste Beleg."

Ober- und Unter-, Ost- oder Westallgäu, im Allgäu zählen die feinen Unterschiede – streng nach Himmelsrichtung. Oberallgäu markiert den Süden – von Maria Steinbach bis Oberstdorf. In der großen Gemeinde Legau sind die meisten Höfe noch "vereinödet", sie stehen alleine in der Landschaft, die Felder rundum bestens arrondiert. Diese frühe Flurbereinigung im Allgäu, oft schon im 18. Jahrhundert umgesetzt, war eine gewaltige Kulturleistung, die vielen kleinen Höfen das Überleben lange gesichert hat. Eine treibende Kraft war das einstige Fürststift Kempten, das im Oberallgäu herrschte. Franz Berchtold ist historisch beschlagen: "Seither haben wir da eine Mentalitätsgrenze, die Oberallgäuer sind ein besonderer Schlag..."

Die Allgäuer Einzelhöfe sind vor allem im Westen und im Oberallgäu zu finden. Im Unterallgäu dagegen sind die Bauernhöfe in den kleinen (Straßen-) Dörfern aufgereiht, kleben oft eng aneinander, die Bauern hier betreiben auch Ackerbau, während fast alle anderen Allgäuer seit über 100 Jahren reine Grünlandwirtschaft betreiben und auf ihre Milchkühe setzen.

Der Hof der Berchtolds liegt versteckt am Ortsrand. Die Bauernfamilie bestellt rund 62 Hektar samt einem kleinen Wald von knapp zwei Hektar und etwas Ackerland – meist Kleegras, aber auch mit Mais hat der Öko-Bauer bereits experimentiert.

Auf ökologischen Landbau hat Familie Berchtold im Jahr 2001 umgestellt. Bauer Franz gesteht gerne, dass seine Frau - wie bei vielen Kollegen auch - eher die treibende Kraft war. Der Bioland-Hof Berchtold ist ein Pilotbetrieb für artgerechte Tierhaltung der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Im Laufstall tummeln sich rund 70 Kühe, das Allgäuer Braunvieh dominiert, einige Fleckvieh-Rinder gesellen sich dazu. Der moderne Stall bietet Platz für 85 Tiere, der Bioland-Hof Berchtold ist gut aufgestellt. Die Milchleistung seiner Tiere soll noch steigen - ein ehrgeiziges Ziel, doch: Die Leistung seiner Kühe und die Qualität der Milch sollen im Lot bleiben. Bauer Franz will gesunde Tiere, die seine Existenz sichern.

Die Milch der Kühe vom Bioland-Hof Berchtold fließt in die Bio-Schaukäserei Wiggensbach - wie kommt der Bauer in dieses Allgäuer Modell? "Früher habe ich an eine andere Käserei in der Region geliefert und bin so in die Kimratshofener "Emmentaler-Gruppe" geraten, die dann fast geschlossen die Käserei in Wiggensbach aufgebaut hat." Altusried ist nicht zufällig als Allgäuer "Bio-Nest" seit über 20 Jahren berühmt: Der bekannte Pionier Ludwig Heinle hat sie allesamt inspiriert.

Bauer Franz wird euphorisch, wenn er über das gemeinsame Experiment spricht, über die Bio-Schaukäserei. Mit dem Schweizer Käser Peter Romer ist ein echter Überzeugungstäter zu den Allgäuer Genossenschaftern gestoßen und in Wiggensbach fand sich mit einer leeren Halle das ideale Bauwerk für die neue Käserei. "Das war schon ein gehöriges Risiko für uns alle, aber es hat sich für uns alle gelohnt." Das Schönste aber ist für Franz und seine Kollegen: "Wir wissen, was mit unserer Milch passiert, wir machen besten Bio-Käse daraus, ein echtes Premium-Produkt."

Website des Bioland-Verbandes

Der Hof der Familie Berchtold ist einer von acht Allgäuer Milchviehbetrieben, die gemeinsam die Bio-Schaukäserei Wiggensbach ins Leben gerufen haben. Die Berchtolds beliefern die Käserei mit der Bio-Milch ihrer Kühe.

Das Bio-Fleisch seiner Schlachtrinder vermarktet Franz Berchtold über eine regionale Erzeugergemeinschaft.