Eine ganze Stange „Öko“
Eine ganze Stange „Öko“
Wenn sich Mitte/Ende April erste Risse auf den Spargeldämmen zeigen oder etwa erste Spargelköpfchen aus der Erde ragen, dann können die Spargelbauern mit ihren Helfern zum Spargelstechen anrücken. Doch zuvor ist eine Menge Arbeit und Geduld nötig, denn der Spargelstock – egal, ob ökologisch oder konventionell angebaut - liefert erst im dritten Jahr nach der Pflanzung die erste volle Ernte.
Bereits bei der Neuanlage des Spargelfeldes kommen ökologische Prinzipien zur Anwendung. Eine intensive Gründüngung und Humusanreicherung geht der Aussaat voran. Bei der Sortenauswahl steht nicht die Eigenschaft „viel Ertrag“ im Vordergrund, sondern das Kriterium „robust“. Die verwendeten Jungpflanzen stammen nach Möglichkeit von ökologisch gezogenen Pflanzen und dürfen nicht gentechnisch verändert sein. Öko-Spargelbauern halten die Pflanz- und Reihenabstände auf ihren Feldern möglichst breit, um den Pflanzen ausreichend Licht, Luft und Raum für ein natürliches Wachstum zu geben. Sind die Spargelreihen zusätzlich in Hauptwindrichtung angelegt, kann der Wind leichter durchblasen und Pflanzen und Erde können schneller abtrocknen. Alles in allem einfache und natürliche Maßnahmen, mit denen z.B. Schimmelbildung und Pilzkrankheiten vermieden werden können.
Gesunde und widerstandsfähige Pflanzen, wie sie der ökologische Landbau hervorbringt, brauchen fruchtbare Böden. Ideale Wachstumsbedingungen findet der Spargel auf wasserdurchlässigen, lockeren, humusreichen Sandböden. Sie erwärmen sich im Frühjahr besonders schnell, so dass die Ernte früh beginnen kann – meist ab Mitte/Ende April. Für einen frühen Erntebeginn werden gerne sonnige Südlagen gewählt, denn die Stangen beginnen erst ab einer Bodentemperatur von zwölf Grad zu wachsen und brauchen auch während der Stechzeit genügend Wärme. Die Erwärmung des Bodens kann durch das Abdecken der Erdwälle mit Folien beschleunigt werden. Für Bleichspargel ist ein lockerer Boden auch deshalb besonders wichtig, damit die Spargelstangen gerade wachsen können und auf ihrem Weg nach oben nicht durch schwere Böden oder gar Kiesel und Steine behindert werden. Grünspargel hingegen gedeiht auch auf schwereren, leicht lehmigen Böden.
Öko-Bauern verstehen die Förderung von fruchtbarem Boden als ihre wichtigste Aufgabe. Und gerade bei Dauerkulturen wie dem Spargel ist dies eine große Herausforderung. Der Einsatz von mineralischen Stickstoffdüngern ist im ökologischen Landbau verboten. Sie sind im Boden schwer abbaubar und können in Form von Nitrat ins Trinkwasser gelangen. Stattdessen versorgen Öko-Spargelbauern ihre Felder mit rein organischem Dünger, z.B. mit Kompost oder mit Mist, der auf dem eigenen Hof bei der Tierhaltung anfällt. Zusätzliche Nährstoffe bekommt die Spargelkultur von Gründüngungspflanzen, die nach der Stechperiode als Zwischenfrucht zwischen den Reihen angepflanzt werden. Nach Ernteschluss lässt man die Spargelpflanzen austreiben, blühen und natürlich verwelken. Diese Pflanzenreste und die Gründüngungspflanzen werden im Herbst in den Boden untergearbeitet. Sie stehen dann den im Boden verbleibenden Spargelstöcken als hochwertige Winternahrung zur Verfügung.
Gegen Unkraut gehen Öko-Landwirte mechanisch vor, häufig ist sogar Handarbeit nötig. Das lockert und belüftet den Boden zusätzlich und fördert ein vielseitiges Bodenleben. Tierische Feinde der Spargelpflanzen darf der Öko-Bauer nicht mit synthetischen Pflanzenschutzmitteln bekämpfen. Stattdessen schützt er seine Ernte durch vorbeugende Maßnahmen: z.B. wehrt das Auflegen von Kulturschutznetzen die Spargelfliege ab; Extrakte des Neembaumes helfen gegen Spargelkäfer und Spargelhähnchen und deren Larven. Doch auch die Ansiedlung von Nützlingen, z.B. bestimmten Spinnenarten, kann helfen, Schädlinge in Schach zu halten.
Die Spargelernte ist reine Handarbeit – und ein Wettlauf mit der Zeit. Denn noch bevor die Spargelstangen die Erde durchbrechen, muss jede einzeln behutsam mit der Hand gestochen werden. An warmen Tagen können Spargelstangen bis zu fünf Zentimeter pro Tag wachsen, was ein zweimaliges Ernten - am frühen Morgen und am Nachmittag – nötig macht, damit die Spargelstangen weich und zart bleiben und sich nicht am Tageslicht verfärben. Unmittelbar nach der Ernte werden die Spargelstangen gewaschen, geputzt und auf eine einheitliche Länge gekürzt. Dies geschieht meist mit modernen Spargelwaschanlagen, doch immer begleitet von wachsamen Menschenaugen. Die anschließende Sortierung nach Dicke rundet diesen Vorgang ab, dann ist der Spargel bereit zur Vermarktung.
Öko-Spargel – ein (un)erschwingliches Vergnügen?
Die Mühe und Sorgfalt, die Öko-Spargelbauern in jede einzelne Pflanze stecken, hat natürlich ihren Preis. Allerdings schwankt der Spargelpreis von Jahr zu Jahr und auch innerhalb der Saison gibt es Zeiten, in denen es den Spargel zu unterschiedlichen Preisen zu kaufen gibt.
Öko-Landbau schont nicht nur die Umwelt, er fördert auch die „inneren Werte“ des Gemüses. Öko-Gemüse enthält mehr Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe, während sein Gehalt an Wasser niedriger ist als bei konventionell angebautem Gemüse. Auch wenn Öko-Bauern geringere Erträge haben und Exemplare ernten, die nicht unbedingt die „Handelsklasse Extra“ erreichen - Gemüse aus ökologischem Anbau ist gehaltvoller, aromatischer und bietet Ihnen Genuss vom ersten bis zum letzten Bissen.